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Letzte Änderung: 18.06.2003


Die Namen der Sterne / Sternkataloge

Die hellsten und auffälligsten Sterne, die mit dem bloßen Auge sichtbar sind, tragen seit langer Zeit Eigennamen; die meisten dieser Eigennamen stammen - wegen der Überlieferung des Ptolemäischen Katalogs als Amalgest - aus dem Arabischen und sind für das mitteleuropäische Ohr ungewohnt, wenn auch nicht übel klingend. Ausnahmen bestätigen die Ausnahmen: "Sirius", "Asellus australis / borealis", "Coxa", "Peacock" oder "Barnards Pfeilstern" sind deutlich un-arabisch.

(An dieser Stelle sollte erwähnt werden, daß die kommerziellen 'Sterntaufen', wie sie mehr und mehr angeboten werden, inoffiziell sind. Eigentlich haben sie maximal zwei Auswirkungen: Als Geschenk können sie das Liebesleben vielleicht beflügeln, in jedem Fall sind sie gut für die Taschen der Verkäufer. Wenn Sie für schlappe 120 Euro inclusive Zertifikat einen Stern 'Brunhilde' nennen lassen, wird das Brunhilde vielleicht freuen, die Gemeinde der Hobby- und Profiastronomen allerdings genausowenig beeindrucken wie Ihre Grundstückskäufe auf Mars und Mond. Höchstens wird man Sie als gutgläubigen Trottel bezeichnen.)

Nun ist die Phantasie der Menschen begrenzt, im Gegensatz zur Menge der Sterne - nicht für jedes Sternchen hat ein Himmelskundler einen wohlklingenden Namen vergeben. Trotzdem haben Astronomen gern eine eindeutige Bezeichnung für jeden Stern, mit der man dieses Objekt bei Bedarf weltweit und eindeutig referenzieren kann. Diese Aufgabe erfüllen die verschiedenen Sternkataloge. Berits erwähnt wurde die Uranometria von Johannes Bayer; hier werden die Sterne eines Sternbilds entsprechend ihrer Helligkeit mit den griechischen Buchstaben und dem Genitiv des lateinischen Sternbildnamens belegt - eine frühe Form von Multi-kulti. Beispiel: Der Stern mit dem klangvollen arabischen Namen Ras Algethi ist der hellste Stern im Sternbild Hercules - seine Bayersche Bezeichnung lautet also Alpha Herculis.

Ein kleines Bonbon zu Johannes Bayer: Ohne sein Werk schmälern zu wollen - er war kein Beobachter, sondern hat alte Katalog-Fragmente bearbeitet und daraus seine Uranometria geschaffen (heute nennt man das Lehnstuhl-Astronomie). Daß sich dicke Patzer eingeschlichen haben, kann jeder leicht feststellen: Das Sternbild 'Schwan' ist ein gutes Beispiel. 'Alpha' ist noch souverän getroffen - das ist wirklich der hellste. Allerdings habe ich noch mit keinem Beobachter gesprochen, der nicht auch der Meinung war, daß jeweils beta / gamma sowie delta / epsilon genau falschrum benannt sind.

Das in der Uranometria eingeführte Bayersche System zur Benennung reichte spätestens seit der Einführung des Fernrohres nicht mehr für die Fülle der Sterne aus, so daß neue Katalogisierungen stattfanden. Bekannt und für die meisten Amateurastronomen relevant ist die Flamsteed-Nummerierung nach dem gleichnamigen Astronomen; Ras Algethi trägt nach Flamsteed die Bezeichnung 64 Herculis.

Schwächere Sterne sind nicht einmal Flamsteed-nummeriert; Bezeichnungen für sie stammen aus verschiedenen teils automatisch erstellten Sternkatalogen - bekannt sind die Kataloge Tycho, Hipparchos, der Yale Bright Star Catalog oder der Hubble Guide Star Catalog (GSC). Diese Bezeichnungen sind meist ziemlich kryptisch und verlangen nach Datenverarbeitung... hier einige weitere Bezeichnungen für unseren Ras Algethi:

Tycho catalog number:TYC 990-2133-1
Hipparcos number:HIP 84345
Henry Draper number:HD 156014
Bright star number:HR 6406
SAO number:SAO 102680


Weiterhin gibt es noch spezielle Sternkataloge - sie umfassen Sterne mit (für den / die Ersteller wichtigen) besonderen Eigenschaften. Beispielsweise erstellte der Astronom Otto Struve eine umfangreiche Liste auffällig Veränderlicher Sterne; die Struve-Bezeichnung setzt sich aus einem großen Sigma ("Summen-Zeichen") und einer Katalog-Nummer zusammen, wird aber kaum noch benutzt und ist eher in älteren Büchern zu finden. Weitere Bezeichnungen für Veränderliche entstammen etwa dem General Catalog of Variable Stars Data (GCVS), der sich allerdings gerne klassischer Benennungen bedient. Häufig werden Veränderliche auch mit speziellen Präfixen versehen - ein oder zwei lateinische Buchstaben (z.B. RR Lyrae, TT Tauri, R Coronae Borealis). Diese Schreibweise ist für Amateurastronomen die relevanteste.

Auch Doppel- und Mehrfachsterne haben ihre speziellen Kataloge; bekannt (nicht nur in Deutschland) ist hier vor Allem die Bonner Durchmusterung.

Zum Abschluß: Ras Algethi ist ein Doppelstern mit einer veränderlichen Komponente - der obigen Liste von 'Aliasen' für unseren Beispielstern können wir noch die beiden folgenden Bezeichnungen aus Spezialkatalogen zufügen:

GCVS catalog number:alpha Herculis
Bonner Durchmusterung:BD +14 3207


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